Hallo Mirko,
Post by Mirko WestermeierDas musst Du mir ein bisschen besser erklären. Vielleicht macht es ja
dem Motor nichts aus, wenn man mal aus Versehen in Vorwärtsfahrt mit dem
Hebel zu weit nach hinten rutscht und er ziemlich flott nach rückwärts
durchdreht,
Ich erkenne das jetzt nicht als Vorteil für den einen oder den anderen
Steller, wenn der Steuerer das verursacht. Dazu unten aber noch mehr.
Post by Mirko Westermeieraber dass das für alle Komponenten OK wär, kann ich mir
einfach nicht vorstellen.
Ich hab' das immer zum fleißigen Driften genommen. Klar, daß die
Differentiale, die Achsknochen und andere Antriebsteile das nicht
unbedingt gut finden, aber das ist wohl eher eine Funktion des
Charakters des Steuermanns und des momentanen Drehmoments, das der Motor
auf seine Welle stemmen kann. Und ich hatte auch gemerkt, daß ein Teil
des Preisunterschieds zwischen Buggies dort liegt.
Post by Mirko WestermeierIch hatte gehofft, durch Verwendung eines aktuellen Reglers zumindest
die Drehzahl feiner steuern zu können.
Kannst Du.
1) Das Ding, was /jetzt/ in deinem Autole ist, ist ein per FS
verstellbarer Widerstand von z.B. maximal 5 Ohm. Fährst Du (am
Senderhebel) langsam an, stellt das Servo den Hebel auf den ersten
Kontakt, der Widerling wirft seine fünf Onkel in den Ring, der Motor
hält im Stand (das Auto soll ja erst losfahren) mit seinem reinen
ohmschen Widerstand dagegen, der bei um so besseren Motoren umso
geringer ist. Ich werfe einfach die Zahl 0.5 Ohm in den Ring, weil
sich's so schön einfach rechnet. Dein frisch vom Lader kommender Akku
hat noch 9.0V, die er zu 10/11 auf den Widerstand und zum elften Elftel
auf den Motor verteilt (Triggerworte: "Serienschaltung" und
"Kirchhoffsche Maschenregel"). Dem Motor stehen also 0.82V zur
Verfügung, zu denen er nach dem Ohmschen Gesetz 1.64A zieht. Das ist
eine Eingangsleistung von gut 1.3W. Ziemlich wenig, denn damit muß er
seine eigene Bürstenreibung, die seiner Lager, das Getriebe, das
Differential, die Achswellen und die Radlager überwinden. Zum Losfahren
bleibt da nix mehr übrig. Also gibst Du mehr "Gas", der verstellbare
Widerstand senkt seinen Widerborst. Ich sag' jetzt mal: auf 2 Ohm. Da
der Motor es noch nicht geschafft hatte, sich und das Auto in Bewegung
zu setzen, teilt sich die Akkuspannung jetzt auf 4/5 und 1/5 auf: 1.8V
für den Motor, daraus resultierend 3.6A, Produkt: 6.5W, rund das
fünffache. Das reicht jetzt zum Losfahren, er fängt zu drehen an. Jetzt
guckst Du in der Wiki unter "Gegenspannung" in Zusammenhang mit
"Gleichstrommotor". Daraus erkennst Du, daß der Motor selbst eine
Generatorspannung erzeugt, die wie ein höherer Widerstand wirkt. Der
Stellwiderstand ist immer noch bei 2 Ohm, weil Du nicht weiter am
Senderknüppel gerührt hast. Durch seine mittlerweile erreichte Drehzahl
produziert der Motor angenommene 2V Generatorspannung. Die muß einfach
am Motor da sein, drum ziehe ich sie nur zum zum Rechnen von der
Versorgungsspannung vorübergehend ab. Also verteilen sich jetzt nur noch
7V zu 4/5 auf den Stellerwiderstand (= 5.6V) und 1/5 auf den
Motorwiderstand von immer noch 0.5 Ohm = 1.4V. Die 2V Generatorspannung
sind aber immer noch am Motor erforderlich, drum schlage sie jetzt
wieder drauf -> 3.4V. Dazugehöriger Strom 6.8A, aufgenommene Leistung:
23.1W.
Wauh! Nur durchs Losfahren steht dem Motor auf einmal das 3.5fache an
Leistung zur Verfügung. Wohlgemerkt: ohne am Knüppel gerührt zu haben!
Ich gehe davon aus, daß Du den oberen Absatz nochmal lesen musst. Es ist
etwas theoretisch-trocken (aber noch keineswegs erschöpfend behandelt
;-) In der Praxis merkst Du einfach, daß das Autole zuerst kaum
losfahren mag, dann aber geradezu davonspringt. Die Regelcharakteristik
ist sehr "weich".
2) Wenn das elektronisch geregelt wird, wird da kein Widerstand
simuliert, sondern der Motor laufend ein- und ausgeschaltet. Das
Tastverhältnis zwischen Ein- und Auszeit bestimmt die Leistung.
2a) Früher[TM] nahm man dafür einfach die Frequenz von üblicherweise
rund 50 Hertz her, die ein Propsender für seine Signalaufbereitung eh
schon notwendig hat. Das bald erkannte Problem bei halbwegs
leistungsstarken Ekeltromotoren ist, daß der Motor bei niedriger
Drehzahl eine noch niedrige Gegenspannung erzeugt und daher immer "fast
volle Kanne Strom" draufgebrannt bekommt. Dem Modellbesitzer ist das
zunächst recht, weil der Wagen knurrend aus dem tiefsten Dreckloch
rauszieht, das hat auch akustisch was traktorartiges ;-) Seinem
Empfänger ist das nicht so recht, denn ein starker Strom bedeutet auch
eine starke Funkenbildung am Kommutator und das wiederum starke
Störungen. Noch viel weniger Recht ist das den Magneten des Motors, denn
die werden durch die enorm starken Elektromagnetfelder "ausgelaugt", sie
verlieren in leider durchaus "überschaubarer" Zeit ihre Remanenz, die
"Magnetkraft" -> Motor kaputt.
2b) Drum hat man sich für "starke" Motoren die Induktivität der
Drahtwicklung zunutze gemacht, die den vom ekeltronischen Steller rein
digital geschalteten Strom (1 oder 0) "glättet": eine Induktivität setzt
sich einer Stromänderung entgegen. Bei unseren kleinen Motoren klappt
das aber erst bei deutlich höheren Frequenzen ab 3KHz: der erste
industriell hergestellte und kaufbare Hochfrequenzsteller für den
Modellbereich kam IIRC 1978 von Carrera.
Post by Mirko WestermeierVom Heli kenn ich den
Sanftanlauf, gibt es sowas in klein nicht auch fürs Auto? Dass der
Regler z. B. beim Umschalten von vorwärts auf rückwärts erstmal abbremst?
Ich hab sowas zweimal von Alexander Söll, www.bk-electronics.com. Die
sind inzwischen acht oder neun Jahre alt und waren damals schon über
Compi ausführlich programmierbar, man konnte jedes Grad "Vorzündung"
einzeln einstellen, sie konnten teilweise ihre Laufrichtung umdrehen,
sei es, daß der Prop falschherum läuft, sei es, daß das Boot/Auto wieder
rückwärts aus dem Schilf/Dreck herauskommen sollte. Der Bereich der
Nullpause war einstellbar und teilweise eben, ob in der Nullpause
gebremst wird oder erst am Beginn des Rückwärtsfahrens. Wohlgemerkt: es
wurde noch nicht rückwärts "Strom gegeben", es wurde "nur" die Bremse
eingeschaltet, das auch noch je nach Knüppelstellung regelbar. Wobei das
dem bürstenlosen Motor an sich egal ist, aber vielleicht nicht dem
Fahrer am Sender.
Andere konnten damals[TM] mit Piepscodes über den Senderknüppel auf
Bremse ja/nein und auf die Art des Abschaltens bei Unterspannung
eingestellt werden - fertig.
Inzwischen habe ich sowas aber auch schon in billig aus China gesehen,
aber Quellen kann ich Dir als hauptsächlicher Segelflieger nicht nennen.
servus,
Patrick, der davon ausgeht, daß Dir jetzt der Kopf schwirrt ;-)